Als am 15.3.1898 37 Herren (!) als Genossen zusammentrafen, um die "Spar- und Darlehnskasse" als eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht in Haselünne zu gründen, geschah dies kaum in dem Wissen, ein lokales Bankinstitut auf die Beine zu stellen, das 100 Jahre später in der Lage sei, eine beachtenswerte Geschäftsbilanz vorlegen zu können, im Gegenteil, die Genossenschaft musste zunächst längere Zeit um ihr Überleben kämpfen.
Am 26. Februar und 5. März 1898 erschienen in der Haselünner Zeitung zwei Annoncen des "Landwirthschaftlichen Vereins Haselünne-Herzlake", der zur nächsten ordentlichen Generalversammlung einlädt. Tagungsort der Generalversammlung des "Landwirthschaftlichen Vereins" ist der Dreesmann'sche Gasthof (heute Modehaus Schröder) in Haselünne, Zeitpunkt: 14.00 Uhr! (Denn: Gaslicht gab es noch nicht, und in Haselünne war man erst ab 1924 bereit, sich an die Elektrizitätsversorgung anzuschließen.) Dass die Gründung einer Genossenschaftsbank vorgesehen war, konnte man aus der Tagesordnung nicht zuerst entnehmen, denn zunächst war als erster Tagesordnungspunkt der Vortrag des Lehrers Stevens aus Haselünne über Obstzucht (!) vorgesehen. Zum Tagesordnungspunkt 2, Errichtung einer Spar-und Darlehnskasse für das Kirchspiel Haselünne, hatte der Vorsitzende des "Landwirthschaftlichen Vereins", der Geheime Regierungsrat Behnes, einen Fachmann, den Wanderlehrer (!) Fricke, von der Landesgenossenschaftskasse aus Hannover eingeladen.
Woher dieses leicht verdeckte Vorgehen? Gab es Vorbehalte, Bedenken gegen diese beabsichtigte Gründung einer Genossenschaftsbank? Zumindest der Kommentator und Herausgeber der Haselünner Zeitung, die nur wöchentlich samstags erschien, August Lammersdorf, begleitete die Gründungsabsichten einer Kasse in der Ausgabe vom 11. März 1898 mit bissigen Kommentaren. Dort liest man unter anderem: Das Bestreben, derartige Kassen weiter zu verbreiten, hat eine edle Grundlage, aber nicht überall ist die Gründung von Kassen dieses Systems angebracht und zwar aus mehrfachen Gründen... Die Stadt Meppen besitzt seit Jahren eine Volksbank (Arenberg - Meppen, der Verf.) und eine städtische Sparkasse. Weit über Meppen hinaus haben diese Institute ihre guten Geschäftsverbindungen (nach Haselünne), die die Begründung einer Raiffeisen'sehen Casse überflüssig machen, zumal die Mitgliedschaft bei der Volksbank weniger verbindlich, wohl aber verhältnismäßig einträglicher ist...
Trotzdem fand dann am 15. März die besagte Gründungsversammlung statt, und das heutige Institut an der Hasestraße wurde ins Leben gerufen. 37 Genossen unterschrieben das "Protokoll der Errichtung einer Spar- und Darlehnskasse". Dem ersten Vorstand gehören Anton Hellen und Wilhelm Stevens, beide Haselünne und Josef Büter aus Andrup an. Den Aufsichtsrat bilden Gerhard Schniers, Haselünne, Heinrich Mödden, Lohe und Gerhard Abeln aus Flechum. Geschäftsführer wird Matthias Linne aus Haselünne.